Sonntag, 1. Dezember 2013

Wolkenspiele

Ich will hier von einem Spiel berichten, das schon ziemlich alt ist. Wie alt, weiß niemand so recht.  Es ist immer unterhaltsam. Steckt voller Überraschungen. Es ist reich an Herausforderungen. Man kann es überall spielen.

Wo kann man es kaufen? Nirgendwo.

Man braucht dazu nichts außer seinen eigenen Kopf. Nicht mal einen Partner. Zwei Zutaten sind jedoch wichtig - ein wenig Zeit und Ruhe.



Wir setzen uns gemütlich in einen Sessel und begeben uns auf eine ungewöhnliche Reise in die Welt unserer Gedanken. 

Jeder kennt das Kino in unserem Kopf. Es tauchen Gedanken auf. Machen sich breit. Doch plötzlich sind sie wieder verschwunden. Neue tauchen auf, verdrängen die anderen. Genau an dieser Stelle beginnt das Wolkenspiel.


Statt dieses Wandern der Gedanken mehr oder weniger unfreiwillig zu erdulden, betrachten wir es als ein außergewöhnliches Schauspiel. Wir lehnen uns zurück, schließen die Augen und schauen nach innen. Die Gedanken betrachten wir als Wolken, die am blauen weiten Himmel unseres Geistes dahinziehen. Statt von unseren Gedanken geplagt zu werden, betrachten wir sie nun als aufmerksamer Zuschauer. Gespannt achten wir auf jedes Detail.

Hier beginnt unser Spiel. Jede Wolke die heranschwebt, wird taxiert. Wir beschriften ein Etikett mit irgendwelchen Eigenschaften, die uns besonders auffallen. Da kann dann so etwas draufstehn wie, 'Sehnsucht', 'Angst', 'Freude', 'wichtig', 'so ein Scheiß', 'Müll'. Wir erkennen Ereignisse und Personen die mit der Wolke zusammenhängen. Doch am interessantesten ist, daß sich die Wolke ständig verändert. Je näher sie kommt, um so plastischer und größer wird sie. Die Wolke bläht sich übermächtig auf.  Eine geheimnisvolle Anziehung entwickelt sich und irgendwie scheint sie zu flüstern: Komm mit mir, steig auf!

Genau hier wird es spannend. Wir müssen widerstehen! Wer aufsteigt, hat verloren, die Wolken trägt uns davon. Es ist so, als stünden wir im Kino auf, gingen vor zur Leinwand und verschmelzen mit dem, was wir vorher von unserem Sessel aus verfolgt haben. Aber das ist alles kein Beinbruch. Wenn man aufgestiegen ist, muß es nur schaffen, wieder abzusteigen. Schon kann das Spiel von vor beginnen.

Zu erkennen, daß wir einfach dasitzen können und die Wolken ansehen, ihnen passende Namen geben, ohne uns davontragen zu lassen, macht uns frei. Ein wundervolles Gefühl!


Es ist, wie in einer Sommerwiese zu liegen, den Grillen zuzuhören, nach oben in den blauen Himmel zu schauen und zu staunen, wie die Wolken stumm und in Würde vorüberziehen. Eine Sommerwiese mit blauem Himmel zu finden, ist aber leider oft nicht so einfach.

Das Wolkenspiel mit unseren Gedanken hingegen können wir immer spielen, wo wir auch sind. Das Universum in uns begleitet uns, wo wir auch hingehen. Es ist endlos, wundervoll manchmal auch völlig rätselhaft!  Eine Quelle nicht endender Überraschungen. Wir müssen sie nur entdecken!

Es ist ein Reich, das nur uns gehört!  Ein magischer Ort mit eigenen Gesetzen.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen